Michael Weisser - Fachhochschule Kiel
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Prof. Dr. Bernd Vesper,
Dekan Fachbereich Medien, Fachhochschule Kiel, 2012

Seit 2007 experimentiert der Medienkünstler Michael Weisser mit Ästhetik und Funktion von QR-Codes. Diese Experimente entfalten sich auf der Grenze von analoger und digitaler Informationsverarbeitung.

Sein künstlerischer Ansatz wirkt zweifach innovativ:

Einerseits versucht er, die Erscheinung der pixelbasierten Quadrate bis an den Rand der Lesbarkeit künstlerisch zu gestalten und andererseits entwickelt er ästhetische Inhalte in den Medien Bild, Klang und Wort, mit denen diese Codes verknüpft werden.

Bei den QR-Codes handelt es sich um quadratische Pixelcluster, die im Sinne von "Konkreter Kunst" auf mathematisch-geometrischen Grundlagen beruht. Die Bilder sind nicht "abstrahiert", da sie sich nicht auf die materiellen Realität beziehen und auch keine symbolische Bedeutung tragen, sondern im Gegenteil als rein geometrische Konstruktion erscheinen. Optisch ist kein Sinn als die bloße Konstruktion aus den Bildern abzulesen. In der Anmutung hat demnach auf den ersten Anschein kein Bildelement eine andere Bedeutung als sich selbst.
Verborgen in den Pixelkompositionen ist jedoch eine Funktion enthalten, die allein durch mathematische Dekodierung als Kombination von alphanumerischen Zeichen zutage tritt.

Als Nutzer kann man das Bild betrachten und sich von seiner ureigenen Ästhetik inspirieren lassen. Man kann das Bild zugleich auch als QR-Code erkennen und nutzen, indem man es mit dem Smartphone und der entsprechenden Applikation scannt, identifiziert und einen speziellen Web-Inhalt auf das Display des Smartphones spielt.

Auf diese Weise lassen sich intermediale Kunstinhalte wie Bilder und Filme, Lyrik- und Prosatexte, Rezitationen, Klänge und Musikkompositionen realisieren. Diese stehen dem Nutzer an jedem Ort und zu jeder Zeit zur Verfügung, soweit eine Senderverbindung in 3D-Qualität oder ein W-LAN-Zugang gegeben ist.

Konkret erlebt der Nutzer an dem Standort des Codes z.B. in einer urbanen Situation, unvermittelt eine Woodoo-Session aus der Steppe der Shimba-Hills in Kenia. Oder er fühlt sich mitten auf dem Marktplatz von Viktoria auf der Seychelleninsel Mahe oder hört ein rezitiertes Gedicht, oder liest einen poetischen oder informativen Text, oder sieht einen Film oder hört eine elektronische Musikkomposition im Kontrast mit Gregorianischen Gesängen.

Soweit bekannt ist wurde die künstlerisch gestalteten Codes wie auch ihr Zugang zu multimedialen Kunstformen als Gesamtkonzept auf sogenannten "DenkBänken" erstmals von Michael Weisser entwickelt und sind ab 2012 zu erleben als eine neue Form von "Kunst im Öffentlichen Raum".

Aus dem Gutachten vom 4.11.2012


2012 - www.mikeweisser.de

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