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Der "KlangGarten" im Park des Schlosses Ritzebüttel
in Cuxhaven.
Hier: Die Brockes-Hommage "Das Wasser 1738/2010"

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Zur Geschichte der Schlossanlage "Ritzebüttel"

In der Zeit um 1340 baute sich das Grundherrengeschlecht der Lappe, Lehnsherren der Herzöge von Sachsen-Lauenburg und Knappen des Erzstiftes Bremen, in Ritzebüttel einen massiven, ihrer Macht entsprechende

Zur gleichen Zeit begann mit dem Aufstieg der Hansestädte das Interesse Hamburgs an der Elbmündung zu erwachen, und nach einigen Streitigkei­ten mit den inzwischen stark verschuldeten Lappes nahm die Hansestadt im November 1393 nach erfolgreicher Belagerung das Schloss ein. Dennoch wurde ein für die Lappes ehrenvoller und vorteilhafter Kaufvertrag für das Schloss und die umliegenden Dörfer ausgehandelt und am 31. Juli 1394 besiegelt.

Mit diesem Tag war das ,,Hamburgische Amt Ritzebüttel“, das fast fünfeinhalb Jahrhunderte bestand, gegründet. Hamburg besaß damit eine Operationsbasis gegen das Seeräuberunwesen, einen Winternothafen für Zeiten, in denen die Elbe vereist war, und schließlich Ländereien, die die Getreideversorgung der Hansestadt sicherten. Cuxhaven wurde seitdem von einem mit großer Machtfülle ausgestatteten Amtmann regiert, der in der Regel ein Hamburger Senator war. Heinrich von Treitschke charakterisiert die Situation treffend, wenn auch augenzwinkernd: ,,In ganz Deutschland gab es keinen so unbeschränkten Gewalthaber wie jenen Senator, der als Proconsul in dem schönen alten Schlosse zu Ritzebüttel hauste und die Elbmündung durch eine Batterie unbrauchbarer Kanonen bewachte."

Um den Lappeschen Wohnsitz seiner neuen Bedeutung anzupassen, wurde die Mauer auf bis zu 3m verstärkt, der Turm auf 21m erhöht und mit einem 9m hohen Dachstuhl versehen. Aus dieser Zeit stammt auch das Gewölbe im Untergeschoß. Damit hatte der Wohnturm seine jetzige äussere Gestalt erreicht. Platznot und gesteigertes Repräsentationsbedürfnis ließen die Hamburger im 17. Jahrhundert einen Fachwerkvorbau mit drei Türmchen, dem Hamburger Wappen nachempfunden, anfügen, der jedoch 1752 abgebrochen und durch den heute noch existierenden Vorbau aus massivem Mauerwerk ersetzt wurde. Die Anlage war durch Wall und Graben befestigt und über eine Zugbrücke mit einem nicht mehr vorhandenen Brückenhaus zugänglich.

Der erste Amtmann war Ludolf Wulffhagen. Er residierte ab dem Jahre 1400 im Schloss und setzte seine Tatkraft dafür ein, die wilde Gegend erst einmal zu zivilisieren. Aus der langen Reihe seiner Nachfolger ragen zwei in besonderem Maße heraus: Barthold Heinrich Brockes (1680 - 1747) und Amandus Abendroth (1767 - 1842). Brockes, dessen Amtszeit von 1735 bis 1741 dauerte, ist als Dichter und Wegbereiter der Aufklärung in die Literatur- und Geistesgeschichte eingegangen. Abendroth, der von 1808 bis 1811 und noch einmal von 1814 bis 1821 im Schloss residierte, machte sich um die Verbesserung des Erziehungswesens, der Rechtspflege und der Finanzverwaltung verdient. Er trieb den Bau der Martinskirche voran und gründete das Seebad.

Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung im Jahre 1864 verlor der Amtmann, der fortan als Amtsverwalter hamburgischer Beamter war, einen großen Teil seiner Macht. 1937 wurde Cuxhaven gegen Altona, Harburg und Wandsbek an Preußen abgetreten, und damit auch das Schloss. Im Jahre 1981 schließlich, mittlerweile recht baufällig geworden und vielfach zweckentfremdet genutzt, gelangte es in den Besitz der Stadt Cuxhaven. In zwölfjähriger Arbeit mit vielen auch durch Geldmangel verursachten Pausen wurde es restauriert und im Jahre 1996 der Öffentlichkeit übergeben.

Im untersten Geschoss mit seinem gotischen Backsteingewölbe ist ein gemütliches und stilvolles Restaurant eingerichtet worden. Im barocken Vorbau des Hochparterres ist das Standesamt untergebracht, im mittelalterlichen Turm im gleichen Stockwerk befindet sich ein Saal, in dem kulturelle Veranstaltungen stattfinden, den Bürger der Stadt aber auch mieten können. Im zweiten Stockwerk sind der ehemalige Sitzungssaal und die Amtmannwohnung so wieder hergerichtet worden, wie sie um 1894 ausgesehen haben. Im dritten Stockwerk befinden sich ein Ausstellungsraum und ebenfalls Wohnräume im Stil der Jahrhundertwende.

Text: Bürger für das Schloss Ritzebüttel e.V.


Das Schloss kann besichtigt werden.




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